Fischbesatz Rührsdorf – Junge Artenschützerinnen und -schützer für den Sterlet in Österreich
Bewusstseinsbildung für den Schutz gefährdeter Arten beginnt am besten schon bei der jungen Generation. Daher setzen Expertinnen und Experten von viadonau, die Universität für Bodenkultur Wien, Landesfischereimeister Karl Gravogel vom Landesfischereiverband NÖ und Präsident der Österreichischen Fischerei Gesellschaft gegr. 1880, Franz Kiwek, am 17. Oktober in Rührsdorf gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Volksschule der Gemeinde Rossatz-Arnsdorf Jungsterlets in einen revitalisierten Seitenarm der Donau. Bis 2021 sollen im Rahmen des Projekts LIFE-Sterlet jährlich rund 10 000 Jungfische ausgewildert und ca. 300 000 Eier erbrütet werden. Dabei profitiert das Artenschutzprojekt von den gezielten Renaturierungsmaßnahmen weiterer LIFE-Projekte in der Region Wachau, mit denen viadonau maßgeblich dazu beiträgt, eine der schönsten Flusslandschaften an der Donau zu schützen und wieder ursprüngliche Habitate für bedrohte Arten zu schaffen.
Um gefährdeten Arten an der Donau wieder eine Zukunft geben zu können, müssen geeignete Lebensbedingungen vorherrschen. Naturprojekte wie LIFE „Mostviertel-Wachau“ (2009 bis 2014) und das seit 2015 laufende Projekt LIFE+ „Auenwildnis Wachau“ standen und stehen für die Gestaltung ursprünglicher Flusslandschaften, in denen bedrohte Arten jene Bedingungen vorfinden, unter denen sie sich wieder dauerhaft ansiedeln und optimal entfalten können. Mit der Entstehung von dynamischen Nebenarmsystemen, naturbelassenen Flussinseln, Laichgewässern und wilden Uferbereichen wird dabei für Fische aber auch Amphibien wie Gelbbauchunke und Donau-Kammmolch ein urtümlicher Natur- und Lebensraum neugeschaffen. Die Renaturierungsmaßnahmen an einer der beiden letzten freien Fließstrecken der Donau in Österreich bilden die Voraussetzung dafür, dass Artenschutzprojekte wie LIFE-Sterlet langfristig erfolgreich sind und auch der kleine und flinke Stör die Chance hat, dauerhaft entlang der österreichischen Donau wieder Fuß zu fassen.
Der Sterlet ist der einzige heimische störartige Fisch, der ganzjährig im Süßwasser vorkommt. Die übrigen Störarten kamen auf ihren Laichwanderungen früher bis in die österreichische Donau. Mit der Errichtung von Staustufen sind diese Arten an der oberen Donau jedoch ausgestorben. Inzwischen ist auch der Sterlet gefährdet und gilt nach der Roten Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) als „vom Aussterben bedroht“. Die Gefährdungsursachen sind Lebensraumverlust aber auch der Besatz mit nicht-heimischen Stören. Durch die geringe Individuenzahl ist die noch verbliebene Sterletpopulation überaltert, wodurch die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Reproduktion zunehmend sinkt. Um den Sterletbestand in der österreichischen Donau zu bewahren, wurde das LIFE-Projekt Sterlet ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist die Nachzucht heimischer und an die österreichische Donau angepasster Sterlets und der Besatz in geeigneten Lebensräumen wie der Wachau und dem Nationalpark Donauauen.
„Störe sind eine bedeutende Schirmart an der Donau und ein wichtiger Teil unseres Flussökosystems. Wenn der Lebensraum für die Störe passt, ist er auch für andere Fischarten gut geeignet. Maßnahmen wie der heutige Fischbesatz gemeinsam mit den Kindern helfen dabei, Bewusstsein für Artenschutz schon bei der nächsten Generation zu schaffen“, erklärt Thomas Friedrich von der Universität für Bodenkultur.
Gefährdete Arten zu schützen und ursprüngliche Flusslandschaften zu gestalten sind einander ergänzende Entwicklungsschwerpunkte der LIFE-Projekte in der Region. Während sich LIFE-Sterlet seit 2016 für die Entwicklung geeigneter Habitate zum Schutz und zur Wiederansiedlung der Sterlets in der Wachau, im Nationalpark Donau-Auen sowie an der March einsetzt, bewahrt und entwickelt das Projekt LIFE+ „Auenwildnis Wachau“ den einzigartigen Naturlebensraum an einer der beiden letzten freien Fließstrecken der Donau in Österreich - eine optimale Kombination von Artenschutz und Naturraumgestaltung für die kostbare Vielfalt der Donaunatur.
Fotos: © viadonau/Zinner